Will Smith oder Benedict Cumberbatch? Netflix oder Apple? Endlich wieder ein Oscar für die Schweiz?
Eigentlich tippe ich jedes Jahr für SRF Virus die möglichen Gewinner:innen der Oscar-Trophäen, die heuer in der Nacht auf Montag zum insgesamt 94. Mal verliehen werden.
Dieses Mal hat mir die Zeit für ein «offizielles» Preview leider nicht gereicht, darum gibt’s mein spontanes Orakel einfach hier – damit mein «Streak» (siehe unten) nicht endet.
Wie immer gibt’s Tipps in allen 23 Kategorien.
Hier noch kurz meine Ergebnisse aus den letzten vier Jahren:
Ganz so schlecht war ich also nicht. Aber es könnte noch besser werden. Vielleicht schaffe ich ja dieses Jahr eine perfekte Runde?
(Eher nicht. Weil: in vielen Kategorien ist das Rennen ziemlich offen.)
Die Sure Bets:
Beste Regie
Jane Campion, «The Power of the Dog»
Bester Nebendarsteller
Troy Kotsur, «CODA»
Beste Nebendarstellerin
Ariana DeBose, «West Side Story»
Bestes Kostümdesign
«Cruella» (Jenny Beavan)
Bester Ton
«Dune» (Mac Ruth, Mark Mangini, Theo Green, Doug Hemphill und Ron Bartlett)
Bester Animationsfilm
«Encanto»
Bester animierter Kurzfilm
«Robin Robin»
Bester internationaler Film
«Drive My Car» (Japan)
Entweder-oder:
Bester Film
Lange sah es so aus als ob Netflix mit «The Power of the Dog» endlich den Hauptpreis abstauben könnte, nach den Awards der einzelnen Zünften sieht es nun aber nach einem Sieg für Apple, respektive «CODA» aus. Leider.
Bester Hauptdarsteller
Will Smith («King Richard») müsste das eigentlich im Sack haben, aber nach der Überraschung am Ende der letzten Zeremonie, wäre ein Sieg von Benedeict Cumberbatch («The Power of the Dog») auch nicht ganz unerwartet.
Beste Kamera
Greig Fraser («Dune») ist – auch nach seiner Arbeit für «The Batman» – der verdiente, grosse Favorit, allerdings hat auch Ari Wegner («The Power of the Dog») gewisse Chancen, als erste Frau überhaupt mit diesem Preis ausgezeichnet zu werden.
Bestes Szenenbild
Müsste eigentlich an «Dune» (Patrice Vermette & Zsuzsanna Sipos) gehen, aber falls sich die Academy dazu entscheidet, die Reichtümer ein bisschen vielfältiger zu verteilen, würde mich hier auch ein Sieg von «Nightmare Alley» (Tamara Deverell & Shane Vieau) nicht überraschen.
Beste Filmmusik
«Dune» (Hans Zimmer) sollte hier gewinnen, aber «Encanto» (Germaine Franco) und dessen Soundtrack liefen in letzter Zeit in enorm vielen Kinderzimmern… who knows.
Bester Filmsong
Billie Eilish («No Time to Die») ist ein Darling mehreren Akademien (u. a. bei den Grammys) und ein Bond-Song darf bekanntlich nie ganz ausgeschlossen werden, auch wenn er noch so crappy ist (*hust* Sam Smith), aber der «Encanto»-Soundtrack ist ein riesiger Erfolg – und auch wenn «We Don’t Talk About Bruno» nicht nominiert ist (was für ein Fuck-up von Disney!), nehme ich an, dass «Dos Oruguitas» (Lin-Manuel Miranda) in die Bresche springen wird.
Beste visuelle Effekte
Auch hier müsste «Dune» (Paul Lambert, Tristan Myles, Brian Connor und Gerd Nefzer) gewinnen, andererseits ist diese Kategorie auch die einzige Möglichkeit für die Academy, den Kassenschlager «Spider-Man: No Way Home» (Kelly Port, Chris Waegner, Scott Edelstein und Dan Sudick) irgendwo auszuzeichnen.
Bester Kurzfilm
Wahrscheinlich ist es Wunschdenken von mir, dem CH-Film «Ala Kachuu – Take and Run» irgendwelche Chancen zuzuschreiben. Qualität spielt in dieser Kategorie nämlich nur eine Nebenrolle – und schlussendlich gewinnt meistens jener Kurzfilm mit dem berühmtesten Gesicht vor der Kamera. Und das ist dieses Jahr «The Long Goodbye» mit Riz Ahmed.
Bester Dokumentarfilm
«Flee» wurde als erster Film überhaupt in den Kategorien «Bester internationaler Film», «Bester Animationsfilm» und hier nominiert – ein riesiger Erfolg. Und wenn es denn für eine Trophäe reichen sollte, dann am ehesten hier… wobei mit «Summer of Soul (…Or, When the Revolution Could Not Be Televised)» leider (aus der Sicht von «Flee») auch ein Crowdpleaser in dieser Kategorie dabei ist. Darum vermute ich, dass «Flee» wohl komplett leer ausgehen wird.
Bestes Make-up & Beste Frisuren
Oftmals gewinnen in dieser Kategorie Filme, deren Make-up im Vordergrund steht. Und das ist dieses Jahr vor allem bei «The Eyes of Tammy Faye» (Linda Dowds, Stephanie Ingram und Justin Raleigh) der Fall. Falls aber die umfangreichste Arbeit ausgezeichnet wird, könnte ich mir durchaus auch vorstellen, dass «Coming 2 America» (Mike Marino, Stacey Morris & Carla Farmer) hier gewinnen könnte.
Bester Dokumentar-Kurzfilm
Hier stellt sich die Frage: Entscheidet sich die Academy für jenen Film, der von Netflix am meisten promotet wurde, «Audible», oder den kitschigsten Film? Falls letzteres der Fall sein wird, könnte hier auch «The Queen of Basketball» gewinnen.
Anything goes:
Beste Hauptdarstellerin
Wie bereits letztes Jahr könnte in dieser Kategorie eigentlich jede der fünf nominierten Schauspielerinnen schlussendlich triumphieren. Die einzelnen Awards der Zünfte lassen auf keine eindeutige Favoritin schliessen. Viele rechnen mit Jessica Chastain («The Eyes of Tammy Faye») – und vielleicht ist das jetzt Wunschdenken, aber, fuck it, ich lege mich auf Penélope Cruz («Madres paralelas») fest. Weil: Beliebte Schauspielerin.. plus: viele haben «Madres paralelas» verhältnismässig erst sehr spät gesehen. Allerdings muss man auch mit Olivia Colman («The Lost Daughter») jederzeit rechnen.
Bestes Originaldrehbuch
Auch hier ein total offenes Rennen. «Don’t Look Up» (Adam McKay) wurde von Vielen gesehen, mit «Licorice Pizza» könnte Paul Thomas Anderson endlich seinen ersten Oscar gewinnen. Da die Kritik an Andersons Darstellung von asiatischen Personen in «Licorice Pizza» allerdings für permanente Misstöne während der Oscar-Saison sorgte, kann ich mir gut vorstellen, dass das hier die einzige Kategorie sein wird, in welcher «Belfast» (Kenneth Branagh) ausgezeichnet wird.
Bestes adaptiertes Drehbuch
Ausser «Drive My Car» könnten hier alle anderen vier Nominierten realistischerweise gewinnen:
- «The Lost Daughter», weil das Drehbuch actually eine gute Adaption ist.
- «Dune», weil Villeneuve & Co. eine beliebte Vorlage nach dem Geschmack vieler Fans erfolgreich adaptiert haben und zuvor viele daran gescheitert sind.
- «The Power of the Dog», weil guter Film, der die Romanvorlage nicht einfach nur 1:1 adaptiert, sondern mehrere Sachen – zu seinem Vorteil – daran ändert.
- «CODA» (Sian Heder), weil – wie es aussieht – Darling der Academy.
Bester Schnitt
Auch hier hängt es ein bisschen davon ab, wie gross der Support für «The Power of the Dog» (Peter Sciberras), respektive «Dune» (Joe Walker) innerhalb der ganzen Academy ist. In den letzten Jahren ging der Preis in dieser Kategorie immer wieder an den Film mit dem «meisten Schnitt» – und nicht etwa mit dem «besten Schnitt» –, darum würde ich auch «Don’t Look Up» (Hank Corwin) nicht aus dem Rennen nehmen. Und dann gibt’s da ja noch die Tennis-Szenen in «King Richard» (Pamela Martin)…