Wieviele goldene Statuen krallt sich «Oppenheimer»? Emma oder Lily? Wird – einmal mehr – der schlechteste aller 53 nominierten Filme mit einem Oscar ausgezeichnet? Antworten gibt’s hier, im alljährlichen Oscar-Orakel.
Full Disclosure: nachdem ich letztes Jahr mein schlechtestes Ergebnis seit Jahren eingefahren habe – jämmerliche 15 korrekte Tipps! Ugh! – geht es dieses Jahr für mich wohl in erster Linie darum, diese unglaubliche Schmach vom letzten Jahr wieder gut zu machen.
Sonst war mein Oscar-Orakel nämlich gar nicht so schlecht…
- 2018: 21 richtige Tipps
- 2019: 16 richtige Tipps
- 2020: 18 richtige Tipps
- 2021: 18 richtige Tipps
- 2022: 19 richtige Tipps
- 2023: 15 richtige Tipps
Aber, nun kommt die schlechte Nachricht für mich… und für alle, die ihr Erspartes auf die Oscars setzen: Es sind dieses Jahr so viele Kategorien «offen» wie schon lange nicht mehr.
Gut möglich also, dass es für mich… und euer Portemonnaie auch 2024 wieder ähnlich schlecht laufen wird wie letztes Jahr.
Wie machen’s gleich wie jedes Jahr: Oscars 2024: Tipps für alle 23 Kategorien. Die 23 Entscheidungen sind in drei verschiedene Kategorien aufgeteilt.
Die Sure Bets:
Bester Film
«Oppenheimer»
Beste Regie
Christopher Nolan, «Oppenheimer»
Bester Hauptdarsteller
Cillian Murphy, «Oppenheimer»
Hier hatte Paul Giamatti («The Holdovers») lange Zeit durchaus realistische Chancen, spätestens seit Murphy den SAG-Award, den Preis der Schauspieler:innen-Gilde, gewonnen hat, scheint dieses «Race» jedoch gelaufen zu sein.
Beste Nebendarstellerin
Da’Vine Joy Randolph, «The Holdovers»
Bester Nebendarsteller
Robert Downey Jr., «Oppenheimer»
Bestes Originaldrehbuch
Arthur Harari & Justine Triet, «Anatomie d’une chute»
Beste Kamera
Hoyte van Hoytema, «Oppenheimer»
Diesen Oscar hätte er schon seit mindestens 2013 («Her») verdient!
Beste Filmmusik
Ludwig Göransson, «Oppenheimer»
Bester Filmsong
Billie Eilish & Finneas O’Connell: «What Was I Made For?» («Barbie»)
Bester Schnitt
Jennifer Lame, «Oppenheimer»
Bester Dokumentarfilm
«20 Days in Mariupol» (Raney Aronson-Rath, Mstyslav Chernov & Michelle Mizner)
Bester internationaler Film
«The Zone of Interest» (Grossbritannien)
Entweder-oder:
Beste Hauptdarstellerin
Das grösste Duell des Abends! Spätestens seit dem Sieg bei den SAG-Awards sieht es so aus als ob Lily Gladstone («Killers of the Flower Moon») die Nase vor Emma Stone («Poor Things») hat.
Falls sich jedoch die Stimmen zwischen den beiden aufteilen sollten, könnte auch eine ähnliche Situation wie 2018 auftreten und Sandra Hüller («Anatomie d’une chute») plötzlich lachende Dritte werden.
Bestes Szenenbild & Bestes Kostümdesign
Hier heisst es zwei Mal «Barbie» vs. «Poor Things» – und das Rennen ist beide Male weit offen.
Falls die Academy den populistischen Weg der letzten Jahre fortsetzt, dürfte der erfolgreichste Film des Jahres zwei Mal triumphieren. Falls High Art den Vorzug bekommt, wird es «Poor Things» werden.
Ich tippe auf einen Split… der realistischerweise aber auch umgekehrt ausfallen könnte:
«Barbie» (Jacqueline Durran) für die Kostüme, «Poor Things» (Shona Heath, Zsuzsa Mihalek und James Price) fürs Szenenbild.
Bestes Make-up & Beste Frisuren
Eigentlich ein klarer Fall für «Maestro» (Kay Georgiou, Lori McCoy-Bell & Kazuhiro Tsuji), weil mittlerweile jedoch so viele negative Gefühle bezüglich Coopers (sehr gutem!) Film herumschwirren, ist hier auch ein weiterer Triumph von «Poor Things» (Mark Coulier, Nadia Stacey und Josh Weston) realistisch.
Bester Ton
Müsste eigentlich an «Oppenheimer» (Willie D. Burton, Richard King, Kevin O’Connell & Gary A. Rizzo) gehen, aber bei keinem anderen Film war das Sounddesign dermassen einprägend wie bei «The Zone of Interest» (Johnnie Burn & Tarn Willers) und Burn war in der ganzen Kampagnenphase auch um einiges aktiver als das Oppie-Team…
Beste visuelle Effekte
«Godzilla Minus One» (Tatsuji Nojima, Kiyoko Shibuya, Masaki Takahashi & Takashi Yamazaki) war eine der Stories der Oscar-Saison und mit einer Stimme hier bietet sich ebenfalls die – für diese Kategorie seltene – Möglichkeit den Regisseur dieses Überraschungshits auszuzeichnen.
Ein Sieg von «The Creator» (Ian Comley, Jay Cooper, Neil Corbould und Andrew Roberts) ist aber genauso realistisch.
Bester Animationsfilm
Der zweite, grosse, «offene» Schlagabtausch des Abends: «Spider-Man: Across the Spider-Verse» (Phil Lord, Christopher Miller, Amy Pascal, Kemp Powers & Justin K. Thompson) vs. «The Boy and the Heron» (Hayao Miyazaki & Toshio Suzuki). Ich tippe auf Spider-Man, der schon bei den «Annie Awards» am meisten abräumen konnte.
Anything goes:
Bestes adaptiertes Drehbuch
Die Ergebnisse der zahlreichen Vor-Awards lassen auf «American Fiction» (Cord Jefferson) schliessen. Wenn der Triumphzug von «Oppenheimer» (Christopher Nolan) aber noch grösser wird als erwartet, ist es gut möglich, dass auch dieser Award an Team Oppie geht.
Und dann wäre das ja auch noch die Kategorie, in der man «Barbie» (Noah Baumbach & Greta Gerwig) und seine nicht für den Regie-Oscar nominierte Regisseurin direkt auszeichnen könnte…
Bester animierter Kurzfilm
Die Kurzfilm-Kategorien sind dieses Jahr schwieriger vorauszusagen als auch schon. Die Faustregel besagt jedoch: meistens wird hier irgendwo mindestens ein absolut furchtbarer Film mit einem Oscar ausgezeichnet, da ein Grossteil der Academy schlichtwegs zu faul ist, sich ernsthaft mit diesen Kategorien auseinanderzusetzen.
Darum sage ich hier: der wirklich grauenhafte «WAR IS OVER! Inspired by the Music of John and Yoko» (Dave Mullins & Brad Booker), der schlechteste aller 53 nominierten Filme, wird hier wohl das Rennen machen, weil… John! Yoko!
Bester Kurzfilm
Der Weg ist frei für Wes Andersons allerersten (wtf!) Oscar, auch weil sein (langer) Kurzfilm «The Wonderful Story of Henry Sugar» (Wes Anderson & Steven Rales) der mit Abstand beste nominierte in dieser Kategorie ist.
Falls eine Mehrheit der Academy jedoch «Nein, diese Kategorie ist nicht für bereits etablierte Filmemachende!!» finden sollte, könnte es hier auch eine:n andere:n Gewinner:in geben.
Bester Dokumentar-Kurzfilm
Hier wird’s wohl der kitschig-süssliche «The Last Repair Shop» (Ben Proudfoot & Kris Bowers) sein, der das Rennen machen wird.
Aber auch hier gilt: diese Kategorie ist dermassen unvorhersehbar, dass ein Sieg von «The ABCs of Book Banning» (von Sheila Nevins, gut verknüpft in Hollywood!) oder «Nǎi Nai & Wài Pó» (Sam A. Davis & Sean Wang) ebenso realistisch ist.