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Oscar-Orakel 2023: Tipps für alle 23 Kategorien

Cate oder Michelle? Austin oder Brendan? Der ultimative Triumph von «Everything Everywhere All at Once» oder «Im Westen nichts Neues» als Spielverderber?

In meinem obligaten Oscar-Preview werfe ich einen Blick auf die spannendsten Storylines der 95. Verleihung der «Academy Awards»…

…und versuche wie jedes Jahr die Gewinner:innen in allen 23 Kategorien vorauszusagen.

Kurz zur Buchhaltung der vergangenen Jahre:

  • 2018: 21 richtige Tipps
  • 2019: 16 richtige Tipps
  • 2020: 18 richtige Tipps
  • 2021: 18 richtige Tipps
  • 2022: 19 richtige Tipps

Nun, für dieses Jahr prognostiziere ich, dass ich wohl mein schlechtestes Ergebnis seit längerem einfahren dürfte. Zu viele «Races» haben keine:n eindeutige:n Favorit:in.

Aber das ist ja eigentlich gut. Schliesslich wollen wir spannende Oscarverleihungen.

Oscars 2023: Tipps für alle 23 Kategorien
Lange lange ist es her, seit ein «Best Picture»-Gewinner mehr als 5 Oscars mit nach Hause nehmen konnte. Gut möglich, dass es dieses Jahr endlich mal wieder passiert. © Filmcoopi

Oscars 2023: Tipps für alle 23 Kategorien – wir machen’s wieder genau gleich wie letztes Jahr und teilen die 23 Entscheidungen in drei verschiedene Kategorien auf:

Die Sure Bets:

Bester Film

«Everything Everywhere All at Once»

Hat als erst fünfter Film die Hauptpreise bei den DGA-, PGA-, SAG- und WGA-Awards gewonnen. Das haben zuvor nur «American Beauty», «No Country For Old Men», «Slumdog Millionaire» und «Argo» geschafft. Alle vier wurden dann auch bei den Oscars zum «Besten Film» ausgezeichnet. Hier gibt es also nichts mehr zu rütteln.

Beste Regie

Daniel Kwan & Daniel Scheinert, «Everything Everywhere All at Once»

Bester Nebendarsteller

Ke Huy Quan, «Everything Everywhere All at Once»

Bester Animationsfilm

«Guillermo del Toro’s Pinocchio» (Guillermo del Toro, Mark Gustafson, Gary Ungar und Alex Bulkley)

Bester internationaler Film

«Im Westen nichts Neues» (Deutschland)

Bester Kurzfilm

«Le pupille» (Alice Rohrwacher und Alfonso Cuarón)

Bester animierter Kurzfilm

«The Boy, the Mole, the Fox and the Horse» (Charlie Mackesy und Matthew Freud)

Kleiner Disclaimer: Schon letztes Jahr habe ich diese Kategorie unter den «Sure Bets» aufgeführt, lag dann schlussendlich aber falsch.

Bester Filmsong

«Naatu Naatu» («RRR»)

Beste visuelle Effekte

«Avatar: The Way of Water» (Joe Letteri, Richard Baneham, Eric Saindon und Daniel Barrett)

Oscars 2023: Tipps für alle 23 Kategorien
Lydia Tár: Hat bereits einen «EGOT», möchte trotzdem mehr. © Focus Features

Entweder-oder:

Beste Hauptdarstellerin

Vor ein paar Wochen hätte ich noch mein ganzes Hab und Gut (gut, wäre immerhin nicht viel!) darauf gewettet, dass Cate Blanchett («Tár») hier ihren dritten Oscar gewinnen wird. Mittlerweile hat sich die Windrichtung gedreht – zugunsten von Michelle Yeoh («Everything Everywhere All at Once»).

Das ist aus Repräsentationsgründen natürlich hervorragend – trotzdem habe ich die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass Blanchett doch noch für die vielleicht beste schauspielerische Leistung der letzten zehn Jahre ausgezeichnet wird.

Bester Hauptdarsteller

Sieben der letzten zehn Gewinner dieser Kategorie hatten eine Figur aus dem «richtigen Leben» als Vorlage. Die Chancen für Austin Butler («Elvis») stehen also ziemlich gut.

Aber vielleicht ist das Comeback-Narrativ, das mit Brendan Frasers («The Whale») Rückkehr ins Rampenlicht mitschwingt, trotzdem noch stärker als die Strahlkraft des «Kings».

Bestes Originaldrehbuch

«Everything Everywhere All at Once» (Daniel Kwan und Daniel Scheinert) wird der grosse Abräumer des Abends werden. Aber wie gross? Falls der Support für diesen Film tatsächlich so gross ist, wie ich momentan davon ausgehe, wird sich hier selbst Martin McDonagh («The Banshees of Inisherin») hinten anstellen müssen.

Bestes adaptiertes Drehbuch

«Women Talking» (Sarah Polley) war noch vor ein paar Monaten ein heissgehandelter Oscar-Kandidat, mittlerweile scheint der Enthusiasmus jedoch vollkommen verpufft zu sein. Wenn Befürworter:innen dieses Films ihn trotzdem irgendwo auszeichnen wollen, müsste dies hier passieren.

Trotzdem glaube ich, dass sich auch hier die vielen Nominationen von «Im Westen nichts Neues» (Edward Berger, Lesley Paterson und Ian Stokell) durchsetzen wird. Aufgrund seiner neun Nominationen ist davon auszugehen, dass dieses Remake breiten Support aus allen möglichen Teilen der Academy geniesst.

Beste Filmmusik

Gleiches Spiel wie beim adaptierten Drehbuch. Klar, «Babylon» (Justin Hurwitz) ist der mit Abstand beste Filmscore unter den diesjährigen Nominierten, aber natürlich ist auch die Filmmusik von «Im Westen nichts Neues» (Volker Bertelmann) eines der auffälligsten Elemente seines Films… und dürfte wohl darum hier triumphieren.

Bester Ton

Gut möglich, dass «Top Gun: Maverick» (Mark Weingarten, James H. Mather, Al Nelson, Chris Burdon und Mark Taylor), einer der grossen Kinokassenschlager der letzten 12 Monate, an den diesjährigen Oscars komplett leer ausgehen wird.

Filme mit lauten Autos oder lauten Flugzeugen sind in dieser Kategorie zwar immer ein sicherer Wert…

…aber auch Kriegsfilme können sich oft durch ihr Sounddesign auszeichnen. Darum mein Tipp auch hier – you guessed it… – «Im Westen nichts Neues» (Viktor Prášil, Frank Kruse, Markus Stemler, Lars Ginzel & Stefan Korte)

Bestes Szenenbild

Auch hier hat «Babylon» (Florencia Martin und Anthony Carlino) we durchaus Chancen, obwohl der Film keinen allzu grossen Support in der Academy geniesst. Denn wer diesen Film tatsächlich gesehen hat, wird das prächtige Szenenbild wohl kaum vergessen haben.

Trotzdem setze ich hier eher auf einen Sieg für einen Film von Baz Luhrmann: «Elvis» (Catherine Martin, Karen Murphy und Bev Dunn) dürfte sich durchsetzen – auch weil Catherine Martin in dieser Kategorie bereits zwei Mal gewonnen hat.

Beste Kamera

Über 500 Kameramänner waren in dieser Kategorie, die seit 1929 bei den Oscars im Programm steht, bereits nominiert. Dem gegenüber stehen ganze 3 (!) Kamerafrauen. Rachel Morrison wurde 2017 – nach 90 Jahren Oscar-Geschichte – als allererste Kamerafrau überhaupt in dieser Kategorie nominiert. 2017!

Vielleicht ist das bloss Wunschdenken, aber ich glaube trotzdem fest daran, dass diese peinliche Statistik mit den 95. Oscarverleihungen ihr Ende finden wird, weil sich Mandy Walker («Elvis») als allererste Kamerafrau hier durchsetzen müsste.

Aber natürlich stehen die Chancen genauso gross, dass dieser «Boys Club» auch weiterhin gerne unter sich bleiben möchte. Falls dem so ist, dürfte «Im Westen nichts Neues» (James Friend) hier ebenfalls gewinnen.

Bestes Make-up & Beste Frisuren

«Elvis» (Mark Coulier, Jason Baird und Aldo Signoretti) oder «The Whale» (Adrien Morot, Judy Chin und Anne Marie Bradley): das grosse Duell der Fat-Suits.

Bester Schnitt

Und da wären wir wieder bei der Frage: Wird der Triumph von «Everything Everywhere All at Once» (Paul Rogers) so gross werden, dass selbst technisch aufwändigere Filme wie «Top Gun: Maverick» (Eddie Hamilton) in den «technischen Kategorien» ins Leere schauen werden? Ich vermute: Ja!

Oscars 2023: Tipps für alle 23 Kategorien
Mehrere Oscars für «Elvis»? Ich sage: Ja! © 2022 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved.

Anything goes:

Beste Nebendarstellerin

Kein Rennen in den vier Schauspiel-Kategorien ist so offen wie dieses hier.

Wird Angela Bassett («Black Panther: Wakanda Forever») für eine ansprechende Leistung in einem durchschnittlichen Film ausgezeichnet, weil man sie für ihre gesamte Karriere ehren möchte? Etwas, das natürlich auch mit Jamie Lee Curtis («Everything Everywhere All at Once») passieren könnte… falls ihr Film noch dominanter auftreten wird, als man noch vor ein paar Wochen hätte denken können.

Und falls sich die Stimmen von all denjenigen, die mit Bassett und Curtis eine jahrzehntelang etablierte Schauspielerin ehren möchten, aufteilen, könnte durchaus auch Kerry Condon «The Banshees of Inisherin» zur lachenden Dritten werden.

Bester Dokumentarfilm

«Navalny» (Daniel Roher, Odessa Rae, Diane Becker, Melanie Miller und Shane Boris) ist der «richtige Film für den Moment», für alle die Putin gerne den Mittelfinger zeigen möchten. Wobei das natürlich auch mit «A House Made of Splinters» (Simon Lereng Wilmont und Monica Hellström) gehen würde.

Und natürlich sind auch Tierdokus wie «All That Breathes» (Shaunak Sen, Aman Mann und Teddy Leifer) oder Dokus über Künstler:innen wie «All the Beauty and the Bloodshed» (Laura Poitras, Howard Gertler, John Lyons, Nan Goldin und Yoni Golijov) äusserst beliebte Genres, wenn man auf die Liste der bisherigen Gewinner:innen in dieser Kategorie blickt.

Und weil auch «Fire of Love» (Sara Dosa, Shane Boris und Ina Fichman) vor kurzem bei den DGA-Awards als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde, heisst das, das hier wirklich jeder Film gewinnen kann.

Bester Dokumentar-Kurzfilm

«The Elephant Whisperers» (Kartiki Gonsalves und Guneet Monga) und «The Martha Mitchell Effect» (Anne Alvergue und Beth Levison) haben den Netflix-Bonus, «Haulout» (Evgenia Arbugaeva und Maxim Arbugaev) den Vorteil, dass er der vielleicht beste unter den fünf nominierten Filme ist.

Trotzdem glaube ich hier an einen Sieg von «Stranger at the Gate» (Joshua Seftel und Conall Jones) aus dem simplen Grund, weil er der schlechteste aller 54 Filme ist, welche dieses Jahr für mindestens einen Oscar nominiert sind, und die Academy in der Vergangenheit immer gerne auch dem allerschlechtesten aller Filme eine Trophäe schenkt.

Bestes Kostümdesign

Ein starkes Feld. Denn selbst der schwächste aller nominierten Filme («Mrs. Harris Goes to Paris») hat mit Jenny Beavan eine Kostümdesignerin, die in der Vergangenheit hier schon öfters gewonnen hat.

Ich tippe hier auf einen weiteren Sieg von «Elvis» (Catherine Martin), wäre aber auch über einen Triumph von «Babylon» (Mary Zophres) nicht überrascht. Und Ruth Carter «Black Panther: Wakanda Forever», die hier für den ersten «Black Panther»-Film gewonnen hat, darf man natürlich auch nicht unterschätzen.

Und falls «Everything Everywhere All at Once» den ganzen Abend lang dominieren wird, könnte hier durchaus auch Shirley Kurata ausgezeichnet werden…

Die 95. Oscarverleihungen kann man auch bei uns live mitverfolgen. Und zwar in der Nacht auf Montag ab 00:30 Uhr Schweizer Zeit auf SRF zwei im TV und im Stream auf srf.ch.

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